Institut für Rehabilitationspädagogik Körperpädagogik
Sprache ist grundlegend für unser menschliches Sein. Wir denken in Sprache. Wir verständigen uns über Sprache. Und auch unser Körper spricht. In der alltäglichen zwischenmenschlichen Kommunikation scheint die Sprache unabdingbar. Aber was ist, wenn jemand nicht über verbale Sprache kommunizieren kann?
Dann erscheint es notwendig, Kommunikation anzusehen als „alle Verhaltensweisen und Ausdrucksformen mit denen wir anderen Menschen bewusst oder unbewusst in Beziehung treten. Kommunikation umfasst deshalb viel mehr als die verbale Sprache“ (Wilken 2006, 4).
Alltägliche Situationen, in denen seitens der Kommunikationspartner:innen die verbale Sprache als Mittel der Verständigung vorausgesetzt wird, stellt Menschen mit schwer verständlicher oder fehlender Lautsprache vor große Herausforderungen. Trotz dessen sie sich anderer Ausdrucksmöglichkeiten von Kommunikation bedienen können, kann es zu Missverständnissen kommen. So kann es beispielsweise dazu führen, dass jemand der über „ein Zunge rausstrecken“ seine Zustimmung signalisiert, als sehr unhöflich wahrgenommen wird. Um diesen Menschen Teilhabe in sozialen Situationen zu ermöglichen, etablierte sich in den vergangenen 40 Jahren die Disziplin der Unterstützten Kommunikation, deren Hauptziel die Erweiterung der Kommunikationsfähigkeit sowie eine bessere Verständigung ist. Es geht also darum, auch ergänzende und alternative kommunikative Möglichkeiten auszuschöpfen, um der betreffenden Person die Partizipation in der Interaktion zu erleichtern. Dies dient jedoch nicht dem Selbstzweck, sondern ist Schlüssel um an Bildungsprozessen teilzuhaben, Wissen zu erwerben, in soziale Interaktionen zu treten, soziale Prozesse zu beeinflussen … Daraus wird auch deutlich, dass für gelingende kommunikative Situationen die Kompetenzen aller am Interaktionsprozess beteiligten Personen gefordert sind und qualifiziert sein müssen.
„Unterstützte Kommunikation entwickelt individuelle Maßnahmen für eine Erweiterung der aktiven und erfolgreichen Kommunikation für Menschen mit schwer verständlicher oder fehlender Lautsprache. Ausgehend von den individuellen aktuellen Kompetenzen der nicht/kaum sprechenden Personen werden multimodale Kommunikationssysteme und Kommunikationsstrategien etabliert, welche über die täglichen Bedürfnisse hinaus gesellschaftliche Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen.
Die Fachwissenschaft strebt die Verknüpfung von Forschung und theoretischer Konzepterstellung an. Auf dieser Grundlage findet individuelle und institutionsbezogene Beratung statt." (Beratungsstelle für Unterstützte Kommunikation o.J.)
Literatur
Beratungsstelle für Unterstützte Kommunikation, Halle/Saale (ohne Jahr): Was ist Unterstützte Kommunikation. Online abrufbar unter: https://www.uk-beratungsstelle.uni-halle.de.
Etta Wilken (Hrsg.) (2006): Unterstützte Kommunikation. Eine Einführung in Theorie und Praxis. Stuttgart: Kohlhammer. 2. Auflage